Espressokocher: Kein echter Espresso, aber was dann?
Espressokocher sind ein Mysterium: Sie werden Espressokocher genannt, dabei können Sie mit ihnen keinen Espresso zubereiten. Und Kaffee kochen sie auch nicht, sondern Wasser. Gut, das ist ein bisschen spitzfindig. Aber was können Espressokocher nun wirklich, wie funktionieren sie, welche Nachteile haben sie – und was sind alternative Kaffeemaschinen für echten Espresso?
Was ist ein Espressokocher?
Ein Espressokocher ist ein Kaffeebereiter, bei dem Wasser durch Kochen unter Dampfdruck gesetzt wird und dadurch nach oben durch Kaffeemehl gedrückt wird. Dabei entsteht gefilterter Kaffee, der geschmacklich zwischen Filterkaffee und Espresso liegt. Wer also Wert auf echten Espresso legt, sollte sich vielleicht besser eine Kapselmaschine kaufen.
So funktioniert ein Espressokocher
Das Prinzip ist umgekehrt zu einer Filterkaffeemaschine: Bei Filterkaffee tropft Wasser von oben auf Kaffeemehl, beim Espressokocher wird das Wasser von unten durch das Kaffeemehl gedrückt.
Espressokocher sind auch unter den Namen Espressokanne, Herdkanne, Caffetiera oder – nach dem bekanntesten Modell – Moka bekannt. Deshalb werden diese Kannen oft fälschlicherweise als Mokkakannen bezeichnet (Moka-Kanne wäre in Ordnung), und der Kaffee dann fälschlicherweise als Mokka. Dabei ist der Kaffee kein Mokka, denn beim türkischen oder griechischen Mokka wird das Kaffeemehl mit Wasser aufgekocht und nicht gefiltert. Kaffeekocher hingegen wäre eine gute Bezeichnung. Bekannte Caffetiera-Modelle sind von Bialetti®* die Moka®* Express und die Brikka®*.
Dafür eignen sich Espressokocher
Espressokocher werden in Italien oft für das Frühstück zuhause verwendet. Den „richtigen“ Espresso genießt man dann tagsüber in den zahllosen Espressobars. Espressokocher sind preisgünstig und als Herdkanne, oft auf dem Gasherd, brauchen Sie keinen Stromanschluss und wenig Platz. Zudem gibt es elektrische Espressokocher.
Espressokocher gibt es in verschiedenen Größen. Die Größe wird in der Tassenkapazität angegeben. 6-Tassen-Modelle brühen ca. 300 ml Kaffee auf.
Espressokocher-Test: Vergleich mit Espressomaschinen
Espressokocher machen keinen Espresso sondern eine eigenständige Kaffeeart. Crema gibt es keine bei dieser Art Kaffee, auch wenn ein „Cremaventil“ manchmal etwas Anderes verspricht. Eine echte Espressomaschine hingegen macht echten Espresso. Das hat vor allem zwei Gründe:
-
Der Wasserdruck ist zu gering. Espressokannen schaffen meist nur 1,5-2,5 bar Wasserdruck – das gilt selbst für Caffetiera-Modell mit Crema-Ventil. Espresso hingegen braucht mindestens 9 bar. Nur mit 9 bar Druck entsteht Crema. Weil in der Crema viel Geschmack steckt, ist Kaffee ohne Crema nicht so aromatisch. Die Kapselmaschinen von K-fee hingegen machen Espresso mit echter Crema. Das geht, weil echte Espressomaschinen eine Hochleistungs-Wasserpumpe eingebaut haben. Im „Espressokocher“ gibt es keine Pumpe, der Druck wird allein durch Wasserdampf erzeugt und über ein Überdruckventil begrenzt.
-
Das Kaffeemehl wird nicht getampert. Bei einer Siebträger-Espressomaschine wird das Kaffeemehl mit einem Tamper im Sieb festgedrückt. Dadurch ist der Widerstand für das Wasser erhöht, mehr Druck kann entstehen. Beim Espressokocher hingegen darf das Kaffeemehl auf keinen Fall festgedrückt werden! Denn dann würde der Druck im Espressokocher zu stark ansteigen. Bei einer leicht defekten Dichtung oder einem verkalkten Sicherheitsventil oder Steigrohr kann einem der Espressokocher sprichwörtlich um die Ohren fliegen und explodieren.
So wird ein Espressokocher benutzt
- Aufschrauben und Filtertrichter entnehmen und entleeren
- Das Unterteil bis zur Markierung mit Wasser füllen, auf keinen Fall bis über das Sicherheitsventil (manche bevorzugen warmes oder heißes Wasser, aber dann braucht man einen extra Wasserkocher, und das Unterteil der Kanne kann heiß werden – unangenehm beim Zuschrauben)
- Den Trichtereinsatz wieder einsetzen
- Kaffeepulver in den Trichtereinsatz einfüllen, eben machen und höchstens ganz leicht mit einem Löffelrücken andrücken
- Das Oberteil fest aufschrauben
- Espressokocher auf die Herdplatte stellen und auf mittlerer Hitze erhitzen (volle Power geht auch); beim Gasherd wie immer vorsichtig sein
- Wenn es aus dem Überdruckventil zischt, ist entweder zu viel, zu feines oder zu fest angedrücktes Kaffeepulver im Trichtereinsatz – Überdruck kann bei defektem Ventil gefährlich werden
- Sobald es zischt und kein Wasser mehr aus dem Steigrohr kommt, ist der Brühvorgang beendet: Herdplatte abstellen und Kanne vom Herd nehmen
Welche Espressokocher sind gut?
Es gibt 2 Arten von Espressokochern: Herdkannen und Elektrogeräte.
Herdkannen werden direkt auf die Herdplatte gestellt und erhitzt. Technisch sind diese alle sehr ähnlich, ein Test ist da überflüssig. Diese Herdkannen bestehen entweder aus Aluminiumguss oder aus Edelstahl. Herdkannen aus Aluminium dürfen nicht in die Spülmaschine. Die Reinigung müssen Sie also von Hand machen, und Entkalker sind auch ein Problem, wenn diese Aluminium angreifen. Außerdem sind sie nicht immer für Induktionsherde geeignet. Espressokocher aus Edelstahl sind daher die modernere Variante und deutlich praktischer, dafür ist das Design dann nicht so klassisch. Ebenso ist Edelstahl kein guter Wärmeleiter, Sie kennen das von Pfannen: Fast alle Pfannen haben einen Aluminiumkern, damit die Wärme besser verteilt wird. Kaffee aus Edelstahl-Espressokannen kann also unter Umständen weniger heiß sein als aus einer Aluminiumkanne. Die Entscheidung ist also schwierig. Wichtig ist außerdem, dass es Ersatzteile gibt (z.B. die Dichtung). Manche Caffetiera-Modelle sind für alle Herdarten geeignet, andere wiederum scheitern an Induktionsherden – auch das müssen Sie berücksichtigen.
Elektro-Espressokocher sind sinnvoll, wenn man keinen Herd in der Nähe hat. Schickere Geräte kosten allerdings so viel wie eine Kapselmaschine.
Das sind die großen Nachteile von Espressokochern
- Kein echter Espresso
- Das Kaffeemehl muss einen idealen, feinen Mahlgrad aufweisen – ein bisschen gröber als für Espresso; das ist schwer zu bekommen. Im italienischen Supermarkt bekommt man diesen speziell gemahlenen Kaffee problemlos, im normalen Supermarkt muss man schon suchen, oder den Kaffee eben selbst mahlen, mit einer richtig guten Kaffeemühle mit exakter Mahlgradverstellung
- Beim Befüllen mit Kaffeepulver geht immer was daneben
- Vor jeder Benutzung sollten der Kessel und der Dichtungsring auf Schäden hin kontrolliert werden
- Die Kannengröße bestimmt die Kaffeemenge: Mit einem 6-Kannen-Espressokocher kann man nicht besonders gut 2 Tassen machen
- Muss nach der Benutzung abkühlen: Sofort wieder eine Portion Kaffee kochen geht nicht – schlecht, wenn man großen Kaffeedurst oder Gäste hat
- Man muss die gesamte Zeit des Brühvorgangs danebenstehen
- Die Reinigung ist – je nach Modell – schwierig. Alte Kaffeerückstände beeinträchtigen den Geschmack
- Fehlbedienung möglich: Zuviel Kaffeepulver? Zu viel oder zu wenig Wasser? Kanne auf dem Herd vergessen? Dichtung defekt? Beim Zusammenschrauben verkantet? Kaffee kochen mit dem Espressokocher ist nicht gerade einfach.
Fazit
Espressokocher sind etwas für Liebhaber, die den speziellen Geschmack von diesem Kaffee lieben. Von Vorteil ist allerdings, dass man keinen Strom benötigt. Deswegen sind Espressokocher unter anderem beim Camping sehr beliebt – natürlich auch aufgrund der geringen Größe der Kannen.
Wer echten Espresso will, ist mit einer Kapselmaschine besser dran. Kapselmaschinen kaufen können Sie hier im Shop.
* Marken Dritter, zu denen keinerlei Verbindung besteht